Gespannt lauschten die Interessierten den Ausführungen von Doreen Hantuschke, die die Gruppe am U-Bahnhof Hellersdorf willkommen hieß. Nach einem kurzen Kennenlernen richteten alle ihren Blick in den Hellersdorfer Graben, dort, wo die U-Bahn verkehrt. Der von Grün geprägte Raum ist wichtige Frischluftschneise und Erholungsraum für das Quartier – zuletzt wurden hier Pappeln gefällt. Auf diese Weise waren der thematische Einstieg und die Überleitung zur nächsten Station am Peter-Weiss-Platz geglückt. Die Teilnehmer*innen sahen eindrucksvolle Beispiele dafür, welche besonderen Herausforderungen der Lebensraum Stadt für Bäume bereithält.
Für Bäume in der Stadt, die in der Regel geplant gesetzt werden, wird die Aufzuchtphase aufgrund der sich verändernden Niederschlagsmengen immer länger. Teilweise dauert die betreute Zeit inzwischen bis zu zehn Jahren. Auch trotz guter Pflege von den zuständigen Grünflächenämtern kommen nicht alle Bäume durch – an manchen Stellen in Berlin gilt das leider für knapp 40 Prozent des neugepflanzten Baumbestands.
Mit ihren Wurzeln bzw. ihrem Stamm in enge Gitter gepresst zu werden, mögen insbesondere „Flachwurzler“ zum Beispiel überhaupt nicht. Außerdem brauchen Bäume für ein tiefes Anwurzeln ausreichend Wasser zu trinken. Am besten findet natürlich durch Regen oder geplant durch Gießen ca. einmal in der Woche eine große Bewässerung statt, bei der der Boden unter den Bäumen komplett genässt wird.
Warum „Klimaanlage Baum“?
So und ähnlich vermittelte Doreen Hantuschke baumspezifisches Wissen anhand konkreter Beispiele. Die Frage, warum es im Workshoptitel „Klimaanlage Baum“ heißt, lässt sich leicht beantworten: Einerseits binden Bäume Kohlenstoff – der Prozess der Transpiration – und tragen so zu Auflockerung von Hitze an heißen Tagen bei. Daneben erzeugen sie durch ihre Beschattung abkühlende Wirkung.
Im Quartier Hellersdorfer Promenade gibt es Stellen, an denen Bäume ein echtes Lebenselixier schaffen: Vor dem Mehrgenerationenhaus Buntes Haus lässt es sich im Schatten der Bäume auf der Hellersdorfer Promenade sehr gut sitzen. Jedes Jahr findet hier im August das beliebte Promenadenbuffet statt.
Viele Innenhöfe in der Großwohnsiedlung Marzahn-Hellersdorf und in Hellersdorf-Nord zeigen, dass man sich hier schon in der Bauzeit ganz genaue Gedanken zu funktionierendem Baumwachstum gemacht hat. Es gibt großzügig angelegte Innenhöfe, mit viel Platz zwischen den Bäumen und vielseitige Baumbestände.
Ein Beispiel, das für das Baumleben im Quartier Wiedererkennung schafft, ist die Kastanienallee mit ihren gleichmäßig in Reihe angeordneten Kastanienbäumen.
Das Projekt HEISSES HELLERSDORF ist ein Verbundprojekt der drei Hellersdorfer Quartiersmanagement-Gebiete. Es wird über das Programm Sozialer Zusammenhalt gefördert und von Naturschutz Malchow und L.I.S.T. im Projekttandem umgesetzt. In der ersten Phase des Projekts geht es darum, die Menschen in den Quartieren für ökologische Zusammenhänge im Zusammenhang mit dem Klima zu sensibilisieren – beim Workshop „Klimaanlage Baum“ ist das sehr gut gelungen. Weitere Workshops sind in der nächsten Zeit geplant. Außerdem sind für die verbleibende Projektlaufzeit bis Ende 2025 kleinteilige Pilotmaßnahmen vorgesehen, die an drei Stellen in den Quartieren zu besseren klimatischen Verhältnissen beitragen sollen. Aktuell läuft das Sammeln von Ideen mithilfe einer Karte, wenn das Projektteam von HEISSES HELLERSDORF dienstagnachmittags regelmäßig an verschiedenen Orten mit dem Klima-Talk anzutreffen ist.